In Hamburg besetzen Umweltschützer Bäume, die Neubauten weichen sollen. Günstige Wohnungen könnte die Stadt auch anders schaffen, sagt ein Aktivist im Interview.

Interview: Anna Sophie Kühne, Hamburg

ZEIT ONLINE: Am Mittwochnachmittag wurden die ersten Bäume am Alsenplatz gefällt. Trotzdem waren Sie am nächsten Morgen wieder vor Ort und haben Bäume besetzt, später riefen Sie zu einer Kundgebung auf. Besteht tatsächlich noch Hoffnung, den Bau des Wohnheims zu stoppen?

Michael Heering: Leider nicht. Das Grundstück ist verkauft und die Haspa wird ihre Rechte durchsetzen. Wir können mit dieser Baumbesetzung nur darauf hinweisen, dass es in Zukunft so nicht weitergehen kann in Hamburg. Es werden ja ständig Bäume für Bauvorhaben gefällt.

ZEIT ONLINE: Wer beteiligt sich an der Initiative Green Alsenplatz?

Heering: Es sind viele Anwohner und Umweltschützer dabei. Die Initiative Green Alsenplatz ist Teil des Bündnisses „Rettet Hamburgs Grün“, in dem sich verschiedene Organisationen engagieren. (…)

(…)

ZEIT ONLINE: Die Haspa lässt nun Dach und Außenfassade des neuen Wohnheims begrünen. Sind Sie mit diesem Entgegenkommen zufrieden?

Heering: Überhaupt nicht. Flächen wie der Alsenplatz sind dazu da, dicht bebaute Stadtteile zu belüften. Das funktioniert einfach nicht, wenn man sie bebaut. Der Alsenplatz ist Teil des grünen Netzes und müsste renaturiert werden. Erst letztes Jahr im Juni hat Hamburg den „Vertrag für Hamburgs Stadtgrün“ unterzeichnet. Darin verpflichtet sich der Senat zum Erhalt eines Grünanteils in der Stadt. Dass jetzt, nur sieben Monate später, der Umbau des Alsenplatz beginnt, ist aus unserer Sicht ein Verstoß gegen dieses Abkommen. Das können wir nicht akzeptieren.

(…)