Quelle: https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/aktionsprogramm_insektenschutz_kabinettversion_bf.pdf

Insekten sind integraler Bestandteil der biologischen Vielfalt und spielen in unseren Ökosystemen eine wichtige Rolle. Doch sowohl die Gesamtmenge der Insekten als auch die Artenvielfalt bei den Insekten ist in Deutschland in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Das „Insektensterben“ wird in der breiten Öffentlichkeit sehr aufmerksam verfolgt und diskutiert. Es bestehen hohe Erwartungen an die Politik, umfassend und zügig gegenzusteuern.

Die Ursachen des Insektenrückgangs sind vielfältig und insgesamt komplex. Nach aktuellem Forschungsstand liegen die zentralen Ursachen im Verlust und der qualitativen Verschlechterung von Insektenlebensräumen, dem Verlust der Strukturvielfalt mit einer Vielzahl an Wildpflanzen, einem Management von Naturschutzgebieten, das zum Teil die Bedürfnisse von Insekten unzureichend berücksichtigt, der Anwendung von Pestiziden (Pflanzenschutzmittel und Biozide), dem Eintrag von Nähr- und Schadstoffen in Böden und Gewässer sowie der Lichtverschmutzung. Viele weitere Einflussfaktoren tragen darüber hinaus zum Verlust oder der Qualitätsverschlechterung von Insektenlebensräumen bei. Deshalb ist die Erhaltung beziehungsweise Förderung der Wiederherstellung dieser Lebensräume in Qualität und Quantität sowie ihre Vernetzung wichtig.

Unter dem Schlagwort „Insektensterben“ haben es die Sechsbeiner vor allem durch die Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Studie prominent in die Medien und die öffentliche Diskussion geschafft. Eine Auswertung der im Rahmen der sogenannten „Krefelder Studie“ erhobenen Daten wurde im Jahr 2017 veröffentlicht und basiert auf der Analyse von Insektenerhebungen des Entomologischen Vereins Krefeld. In einem Zeitraum von 27 Jahren wurden in 63 deutschen Schutzgebieten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg flugfähige Insekten über ein methodisch präzises Verfahren gefangen und die Biomasse der gefangenen Insekten ermittelt. Die Wissenschaftler haben auf dieser Basis in den untersuchten Gebieten einen Rückgang der Insektenbiomasse von durchschnittlich 76 Prozent festgestellt (Hallmann et al. 2017). Zahlreiche regionale oder artspezifische wissenschaftliche Studien belegen den Rückgang der Artenvielfalt bei den Insekten. Dass es sich beim Insektensterben nicht um ein lokales oder regionales Phänomen, sondern um eine bundesweite und klar belegbare Entwicklung handelt, ist durch die Roten Listen wissenschaftlich belegt. Bereits seit den 1970er Jahren wird dort die Gefährdung von Insekten anhand bestimmter Insektenordnungen untersucht und bewertet. In den aktuellen Roten Listen werden 25 Insektengruppen mit insgesamt knapp 8.000 Arten und Unterarten bewertet, das sind etwa 24 Prozent der in Deutschland bekannten Insektenarten.