Spricht man vom Insektensterben, so muss man zwei Aspekte voneinander unterscheiden. Zum einen den Rückgang der Artenvielfalt, was anhand der roten Listen ablesbar ist [2] und zum anderen die Abnahme an Biomasse bei Insekten. Letzteres wird etwas plakativ mittels der PKW-Windschutzscheibe veranschaulicht, welche vor 20 Jahren noch deutlich mehr toter Insekten nach einer Fahrtstrecke aufwies. Da Insekten einerseits die Grundlage vieler Nahrungsnetze darstellen und andererseits zahlreiche Ökosystemdienstleistungen (u.a. Bestäubung, Beseitigung von Kadavern, Schädlingsbekämpfung – siehe Abbildung) erbringen, muss hier nicht nur aus Natur- und Artenschutzgründen gegengesteuert werden.

Durch Straßen und Siedlungen werden nicht nur Lebensräume zerstört, sondern auch Populationen von Insekten voneinander getrennt, was Thomas Schmitt im Februar 2018 in einer Veröffentlichung im Journal »Biological Conservation« als eine der Hauptursachen der Rückgänge bezeichnete. In Deutschland wird pro Tag mehr als ein Quadratkilometer Fläche bebaut, zwischen 1992 und 2015 verschwand eine Fläche von 93 mal 93 Kilometern unter Beton und Asphalt. Diese Ursachen wirken zusammen und verstärken sich gegenseitig. Bisher gibt es keine stimmige und wirksame politische Strategie, die Ursachen zu bekämpfen.

WissenschaftlerInnen vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben nachgewiesen, dass künstliche Beleuchtung in der Nähe von Gewässern die Zahl und Gemeinschaften von Insekten und Spinnen stark beeinflusst. Wie ein Staubsauger entziehen sie den benachbarten Ökosystemen fliegende Insekten. Profiteure sind räuberische Insekten und Spinnen, für die die vielen desorientierten Wasserinsekten ein Festmahl sind. [4]

Weltweit nimmt die Erhellung der Nacht durch künstliches Licht um jährlich etwa sechs Prozent zu. „[…] Die meisten Lebewesen haben sich an einen Hell-Dunkel-Rhythmus angepasst. Es liegt also nahe, dass eine künstlich erhellte Nacht einen maßgeblichen Einfluss auf das Vorkommen und Verhalten von Tieren hat. Insbesondere entlang von Gewässern, die die Heimat von vielen lichtempfindlichen Insekten sind“, erklärt Alessandro Manfrin, Wissenschaftler am IGB, die Ausgangslage.

Neben der Landnutzungsänderung könnte auch der Klimawandel beim Rückgang der Insekten eine Rolle spielen. Als  mögliche Folgen durch Veränderung der Temperatur und der Niederschläge im Jahresverlauf ist Folgendes denkbar – hier besteht weiterer Forschungsbedarf.

Quelle: https://nabu-gifhorn.jimdo.com/projekte-arbeitsgruppen/insektensterben/ursachen/