Die Katze ist aus dem Sack

Der Hamburger Senat hat sich klammheimlich vom 1,5-Grad-Limit des Pariser Klimaschutzabkommens verabschiedet. Das wurde bei einer Anhörung am 1. November 2023 durch die Bürgerschaftsausschüsse Stadtentwicklung, Wirtschaft, Verkehr und Umwelt deutlich.

Auf Nachfrage äußerte der Senat dabei das interne Ziel, seine Klimaschutz-Maßnahmen so auszurichten, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 67 Prozent ein 1,75-Grad-Limit erreicht werden könne. Diese leichtfertige Abkehr vom gesteckten 1,5-Grad-Limit geschah offensichtlich, ohne die Hamburger Bevölkerung zu informieren, oder mit der vom Volk gewählten Bürgerschaft darüber zu diskutieren!

0,25 Grad mögen nach einem kleinen Unterschied klingen. Dieser kleine Wert macht aber einen großen Unterschied! Die Wissenschaft hat den Grenzwert für die vielleicht noch erträgliche Erwärmung der Erde mehrfach nach unten korrigiert – von zuerst 2,0 Grad auf deutlich unter 2,0 Grad. In Paris haben sich die Völker der Welt darauf geeinigt, dass „Anstrengungen unternommen werden, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen“. Jedes Zehntel Grad mehr an Erwärmung führt zwangsläufig zu häufigeren und stärkeren Hitzewellen, zu mehr Dürren, zur Verbreitung von Trinkwassermangel, zu häufigeren Starkregenereignissen, schneller steigendem Meeresspiegel und in weiterer Folge zu zusätzlichen Fluchtwellen aus besonders betroffenen Gebieten.

Der Senat verzichtet darauf, sich an diesem Limit zu orientieren – zu Lasten zukünftiger Generationen.

Das Bundesverfassungsgericht hat 2021 sehr deutlich entschieden, dass sich die Politik an den Treibhausgasbudgets orientieren soll, die vom Weltklimarat IPCC und dem Sachverständigenrat für Umweltfragen vorgegeben werden. Wenn diese Budgets zu schnell aufgebraucht würden (wonach es jetzt aussieht), dann könnte es schon bald zu der Situation kommen, dass weitere Emissionen schlicht verboten werden müssten und ein Leben, wie wir es kennen, unmöglich würde.

Die Zeit drängt. Sei dabei.

Schick auch du den nachfolgenden Text als Mail an den Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg.

Sehr geehrter Herr Tschentscher,
die Katze ist aus dem Sack. Der von Ihnen geführte Senat hat sich klammheimlich vom 1,5-Grad-Limit des Pariser Klimaschutzabkommens verabschiedet und unternimmt nicht alle möglichen Anstrengungen, dieses Ziel noch zu erreichen.

Wie können Sie das zulassen? Bei der Corona-Pandemie galten Sie nicht nur als Mitglied, sondern als Führungskraft im „Team Vorsicht“! Und das war gut so, weil so noch viel mehr Tote vermieden werden konnten.

Heute sehen wir uns mit einer Krise konfrontiert, die noch katastrophalere Auswirkungen haben kann als die Corona-Pandemie. Das Jahr 2023 ist dabei, alle Temperaturrekorde zu brechen. Die Wissenschaft warnt immer deutlicher: Wir haben nur noch ein kleines Restbudget an Treibhausgasemissionen, wenn wir das Ziel, die Erwärmung der Erde auf 1,5 Grad zu begrenzen, tatsächlich einhalten wollen. Und dieses Restbudget wird noch vor 2030 verbraucht sein, wenn wir bei der von Ihrem Senat vorgeschlagenen Politik bleiben!

Wir fordern Sie auf, klare Kante zu zeigen und am 1,5-Grad-Limit festzuhalten! Setzen Sie sich an die Spitze der Bewegung zur Bewahrung menschengerechter Klimabedingungen. Was wir jetzt brauchen, ist Krisenmanagement. Wir brauchen entschlossenes Handeln. Das Team „es wird schon gut gehen“ hat versagt. Wir brauchen ein Team „Vorsicht auch jetzt“.

Deshalb: Dein Job, Herr Tschentscher!

Herzlichen Dank für Deine Unterstützung und schönes Wochenende>
Mark Roach,
GermanZero Hamburg